Projektstart in memoriam Erich Sander

Am 23. März 2014 jährt sich der Todestag des aktiven NS-Gegners und Photographen Erich Sander (externer Link) zum siebzigsten Mal. Ihm ist der Start der Online-Version des Projektes »Im Sichtfeld«  gewidmet, das in einer kleinen Vorschau präsentiert wird.

Erich Sander, Sohn des berühmten Photographen August Sander, bezahlte für sein Engagement im »linken« Widerstand einen hohen Preis. Er wurde 1935 von der nationalsozialistischen Justiz wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die er in Siegburg, einem Schauplatz unweit des »romantischen« Siebengebirges, erlitt.

Erich Sander starb im Frühjahr 1944, wenige Monate vor Ende der Haftzeit. Seine tragische Geschichte hat meinen Blick auf das Siebengebirge mit der zerklüfteten Kuppe der Wolkenburg, dem Refugium und Schaffensort seines Vaters August Sander, nachhaltig geprägt.

Erich Sander im Zuchthaus Siegburg

Das Rätselhafte in der Photographie. Die »magische Zellentür« in Siegburg und ein Bildnis des Politischen Häftlings {Erich Sander} (1).

»Im Sichtfeld«, mein Deutsches Geschichtsbild im Motivuniversum des Drachenfels, beschäftigt mich schon seit Jahren. Gedanken und Photographien wurden entwickelt, die nach außen drängen. Die Kapitel »Adenauer{welt}« und »The Concreted Crag of Drachenfels« konnte ich öffentlich zeigen, doch vollendet ist die Lebensaufgabe noch lange nicht.

Das zunächst der Silberphotographie verpflichtete Werk, ein Kind des letzten Jahrhunderts, wurde von der digitalen Revolution bereichert, keineswegs entwertet. Nach inneren Kämpfen habe ich die Möglichkeiten einer zumindest ausschnitthaften Veröffentlichung im Internet verstanden. »Im Sichtfeld« profitiert von der Expansion des digitalen Universums im 21. Jahrhundert. Nun kann die Außenwelt an meiner schwierigen und spannenden Spurensuche in memoriam Erich Sander Anteil nehmen.

Am Ende der Reise werden allerdings nicht flüchtige Daten, sondern auch überlieferbare »Silberbilder« stehen, darunter Negative und Abzüge in der Vater und Sohn Sander einst vertrauten handwerklichen Tradition. Photographien, die für mich erst vollendet sind, wenn sie im Papierfilz Halt gefunden haben.

August Sander verstarb vor fünfzig Jahren am 20. April 1964. Er wird hier (externer Link) in eindrucksvoller Weise gewürdigt.

 

Anmerkung

(1) Photographische Adaption nach dem erkennungsdienstlichen Material in der Gefangenenakte des Erich Sander,
Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland), Düsseldorf, Bestand Ger. Rep. 173, Band 433